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Putzmittel ohne Tierleid

Der Saarländische Rundfunk zeigte am 23. Februar 2022 im Fernsehmagazin „Plusminus“ den Beitrag „Putzmittel ohne Tierleid“. Die Moderatorin der Sendung sagte einführend vor dem Beitrag, sie habe bisher nicht gewusst, wie viele Tierversuche allein für Waschpulver gemacht würden.

Hätte sich die Moderatorin den Beitrag vorher angesehen, dann hätte sie es wissen können, dass für Wasch- und Reinigungsmittel gar keine Tierversuche durchgeführt werden. Darauf wurde im weiteren Verlauf des Beitrages auch hingewiesen. In der Europäischen Union (EU) gilt allgemein für chemische Stoffe und damit unter anderem auch für Inhaltsstoffe von Wasch‐ und Reinigungsmitteln die Anforderung:

„Ohne Daten kein Markt“

Das Chemikalienrecht der EU schreibt grundsätzlich vor, dass Hersteller bzw. Importeure von chemischen Stoffen Prüfdaten zu Wirkungen auf Menschen und Umwelt vorlegen müssen. Zu einigen Wirkungen gibt es derzeit noch keine geeigneten Alternativmethoden, um diese Daten für Inhaltsstoffe zu erzeugen. In solchen Fällen erkennen Behörden nur aus Tierversuchen gewonnene Daten an.

Soweit für die Inhaltsstoffe diese Daten nicht schon vor Jahren bestimmt wurden, müssen sie von den Herstellern oder Importeuren bzw. in deren Auftrag erzeugt werden. Da die meisten Inhaltsstoffe in Wasch‐, Pflege- und Reinigungsmitteln schon seit vielen Jahren eingesetzt werden, liegen für diese Stoffe die vorgeschriebenen Prüfdaten bereits seit Langem vor. Erneute Tierversuche sind dann nicht notwendig.

Schlachtabfälle?

Darüber hinaus wird von der Moderatorin und im Beitrag behauptet, Putzmittel würden Schlachtabfälle enthalten. Das ist genauso unsinnig wie die Behauptung, Gemüse, das auf einem mit Stallmist gedüngten Acker gewachsen ist, würde Fäkalien von Tieren enthalten.

Richtig ist, dass Wasch- und Reinigungsmittel waschaktive Substanzen enthalten, die aus gereinigten tierischen Fetten oder Pflanzenölen oder Erdölprodukten hergestellt werden können. Dafür sind mehrere Reaktionsschritte nötig, um zu den in Putzmitteln eingesetzten waschaktiven Substanzen zu gelangen. Durch die Reaktionen werden die Ausgangsstoffe in erheblichem Maße chemisch verändert und die entstehenden Substanzen jeweils gereinigt.

Es mag für die Plusminus-Redaktion eine Überraschung sein, ist aber nichts Neues: Auch die klassischen Seifen sind waschaktive Substanzen, die seit Jahrtausenden aus pflanzlichen Ölen und/oder tierischen Fetten hergestellt werden.

Eine Alternative zur Verwendung tierischer Fette zur Herstellung von waschaktiven Substanzen wäre ihre Verwendung zur Energieerzeugung, sprich: ihre Verbrennung. Wie die Plusminus-Redaktion wohl dazu steht, wenn tierische Fette als alternative Brennstoffe verwendet werden, um elektrischen Strom zu erzeugen, mit dem wir z. B. fernsehen und das Internet nutzen können?

Fazit der Fachleute des IKW

Bei diesem Beitrag von Plusminus stellt sich die Frage, wie ernst die Redaktion den Bildungsauftrag des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks nimmt. Aus Sicht des IKW-Bereichs Haushaltspflege ist der Beitrag „Putzmittel ohne Tierleid“ eine grenzwertige Vermischung von Skandalisierung und Information.

Stand: 10. März 2022

Diese Stellungnahme ist als PDF-Datei abrufbar.

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