Zur Situation

Ein Interview mit Georg Held (r.) und Thomas Keiser (l.)

Herr Held, die deutsche Wirtschaftsleistung ist im Jahr 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft. Wie hat sich vor diesem Hintergrund das Geschäft der IKW-Mitgliedsunternehmen entwickelt?

Georg Held: Die flaue Konjunktur, steigende Preise und beunruhigende Nachrichten von internationalen Krisenherden haben 2023 für ein trübes Konsumklima gesorgt. Doch trotz der allgemeinen Kaufzurückhaltung: Für Produkte der Schönheitspflege und der Haushaltspflege geben die Menschen auch in schwierigen Zeiten Geld aus – und zwar mehr als je zuvor. Damit hat unsere Branche erneut ihre Rolle als Stabilitätsanker in der Krise erfüllt.

 

Herr Keiser, welche Produkte waren 2023 besonders begehrt?

Thomas Keiser: Zu den Rennern zählten Deos, Kosmetika und Düfte – Produkte, die dazu beitragen, die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und sich schön und wohl in seiner Haut zu fühlen. Solides Wachstum sehen wir auch in den verschiedenen Kategorien der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel: Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert auf gepflegte Kleidung und ein wohnliches Zuhause. Insgesamt ist der mit unseren Produkten im deutschen Einzelhandel erzielte Umsatz um 8,6 Prozent gestiegen.

 

Die Inflation hat deutliche Löcher in die Haushaltskassen der Menschen in Deutschland gerissen. Wie erklären sie sich das dennoch deutliche Wachstum bei Schönheitspflege- und Haushaltspflegeprodukten?

Thomas Keiser: Diese Produkte sind unverzichtbar. Nicht nur, weil sie wichtige Alltagshelfer sind, sondern auch, weil sie für ein positives Lebensgefühl sorgen. Aus Studien wissen wir beispielsweise, dass Kosmetika Sicherheit verleihen und dazu beitragen, dass wir selbstbewusst durchs Leben gehen. Und auch die Zufriedenheit, wenn die Wohnung hygienisch sauber strahlt, kennen wir alle.

 

Wie ist die wirtschaftliche Lage für die Unternehmen? Welche Herausforderungen sehen Sie?

Georg Held: Unsere Mitgliedsfirmen müssen mit erheblich gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe umgehen. Fast zwei Drittel der Unternehmen sehen sich deshalb stark oder sehr stark belastet. Hinzu kommen strukturelle Probleme: In vielen Betrieben fehlt es an Fachkräften, insbesondere in technischen Berufen. Enorm zugenommen hat außerdem der Bürokratieaufwand. In vielen Gesprächen in Deutschland und auf EU-Ebene appellieren wir deshalb an die verantwortlichen Politiker, bei der entsprechenden Gesetzgebung mehr Augenmaß walten zu lassen.

 

Wie hält es die Branche mit Nachhaltigkeit?

Thomas Keiser: Die Verantwortung für kommende Generationen ist Basis unseres Handelns. Dazu zählen Umwelt- und Klimaschutzinitiativen mit beeindruckenden Erfolgen – etwa bei der Verringerung der Emission klimaschädlicher Gase. Darüber berichten Unternehmen und der IKW auf Basis wissenschaftlicher Studien und Statistiken. Zur Nachhaltigkeit zählen aber auch soziale und wirtschaftliche Aspekte: In Deutschland leistet die Branche einen Wohlstandsbeitrag in Höhe von 9,5 Milliarden Euro und sichert 50.000 Arbeitsplätze.

 

Was erwarten Sie für 2024?

Georg Held: Der deutsche Konjunkturmotor lahmt weiter. Bundesregierung und Wirtschaftsforscher trauen der Wirtschaft im laufenden Jahr allenfalls ein Mini-Wachstum zu. Das sind ungünstige Rahmenbedingungen für den Konsum. Allerdings haben wir bewiesen, dass wir auch in einer solchen Gemengelage auf Verbraucherverhalten eingehen und Wünsche erfüllen können. Wir erwarten daher, dass unsere Branche ihren Wachstumskurs fortsetzen kann.